Ein neues Messer muss her!
Für meine (Dritt-)Darstellung als wohlhabender norddeutscher Kaufmann des frühen 14ten Jahrhunderts brauchte ich ein entsprechendes Messer. Eine Klinge aus Damast mit Steckangel sollte es sein, kombiniert mit einem vernieteten Griff der sagt: „Ja, ich habe ein wenig Wohlstand angesammelt!“
Die Klinge:
Bei der Klingenform mit konvexem Rücken habe ich mich an den Arbeiten von Saggau (2000, „Mittelalterliche Eisenfunde aus Schleswig“), sowie der Diss. Holtmann (1993, „Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern“) orientiert. Klingen mit konvexem Rücken verschwanden im Schleswiger Fundgut Anfang des 13. allmählich, tauchten zum Ende des 13. Jh., ab ca. 1280 wieder auf und hielten sich bis in das 14.Jh. Die Statistiken in der Diss. Holtmann untermauern dieses.
Bei den einz. Lagen des Schweißverbundstahls bin ich der alten Tradition vieler Schmiede gefolgt und habe, wie man heute so schön sagt, recycelt. Ein altes Schaufelblatt für die hellen und Stahlpackbänder (Manganhaltig!) für die dunklen Lagen. Nach vielfachem Falten am Steckamboss und Feuerverschweißen in der Lehmesse kam ich so auf 256 Lagen.
Die Steckangel wurde ohne Guillotinenwerkzeug in Freihandschmiedeweise am Steckamboss ausgearbeitet.
Das Ende der Steckangel wurde auf eine Rundform mit 2mm Durchmesser, zum späteren vernieten heruntergeschmiedet und die Klinge anschließend 3-Mal normalisiert.
Gehärtet habe ich die Klinge in 60°C warmem Öl, mit anschließendem einstündigem Anlassen bei 220°C.
Geschliffen wurde auf selbstgesammeltem Sandstein aus Naumburg.
Der Griff:
Ich hatte 2014 ein dickes Stück Zwetschgenholz vom Schnitzer Andreas (Volkelîn) geschenkt bekommen. Da ich die Schnittenden seinerzeit gleich mit Wachs versiegelt und die Rinde am Holz belassen hatte, ist das Holz glücklicherweise rissfrei durchgetrocknet (Bei Zwetschge ein echtes Glück!).
Als Kontrastholz wähle ich Buchsbaum, ich hatte mir vor einigen Jahren den Stamm eines Busches aus unserem Vorgarten weggelegt.
Messing(viel davon) und 6 Silberplättchen in der Mittelsektion sollen die Materialauswahl des reich beschlagenden Gürtels (der ebenfalls zur Klamotte gehört) widerspiegeln. Zwischen Holz und Metall kommt einen Millimeter starkes Leder zum Einsatz.
Den Griff schleife ich am Ende quadratisch und lasse ihn zur Klinge hin an den Seiten verjüngen, abschließend wird der Griff mit Leinöl versiegelt.
Fertig ist mein Kaufmannsmesser.
Eine Messerscheide habe ich aktuell noch nicht, sobald es dahingehend etwas neues gibt, hänge ich den Fortschritt mitsamt Fotos hier an.